Nett ist aus – wenn Worte Verständnis erschweren

Spot on Pubertät

Wir alle wissen es: Irgendwann setzt bei unseren Kindern ein Prozess ein, der einem Großputz gleichkommt. Alle ungenützten Neuronen werden ins Rückenmark gezogen. Zack! Tonnenweise tauchen Hormone, wie aus dem Nichts, auf und erschaffen ungeahnte Realitäten. Wie mit einem Echolot spüren die Pubertierenden elterliche Triggerpunkte auf und dann folgt ein Highlight dem nächsten: Worte, Worte, Worte, laute und leise und dazwischen knallen manchmal Türen.
Auseinandersetzungen sind wichtig. Jeder von uns hat Vorstellungen und Ansprüche. Das Problem ist aber, dass diese hin und wieder einfach nicht zu denen der anderen passen. Es könnte alles so einfach sein – ist es aber nicht.

Je turbulenter das Leben ist, desto wichtiger ist Flexibilität

Ein Konflikt entsteht nicht durch ein „Nein“ Er entsteht erst durch das „Nein“ der Gegenseite. Was haben wir dann? Nicht mehr und nicht weniger als die Information, dass da was nicht reibungslos zusammenpasst. Ein Konflikt ist kein Wettbewerb, bei dem es zwangsläufig um Gewinner und Verlierer geht – die Gefahr besteht natürlich immer, vor allem, wenn es Zuschauer gibt. Aber wir, als Erwachsene, haben die Macht letztendlich zu entscheiden und könnten jederzeit unseren Joker spielen, sollte es nötig sein.

Frieden entsteht nicht dadurch, dass man Streit und Auseinandersetzungen vermeidet

Worte folgen auf Worte. Das Dramakarussell dreht sich munter weiter und die Jahrmarktschreier schmettern gegeneinander an. Und dann ist da auf einmal dieser Moment, in dem uns Worte plötzlich nicht mehr im Weg stehen. Dieser Moment, in dem man spürt, dass man so zu keiner vernünftigen Lösung kommt – denn witzigerweise hilft Vernunft an diesem Punkt der Auseinandersetzung selten weiter.

Ich würde gerne etwas ausprobieren:

In der Kleinkindzeit wurden vielleicht Stofftiere voller Zorn und Verzweiflung durch die Gegend geschleudert. In der Pubertät fliegen Worte, wie verirrte Geschosse, durch die Luft.
Kann der oben beschriebene „magic moment“ entstehen, wenn es gelingt diese Worte nicht ganz so ernst zu nehmen? Könnte auf diese Weise ein anderer Sinn, die Empathie, wirken und helfen die Tobenden da abzuholen, wo sie sich gerade befinden – meist verwirrt und hoffnungslos am Boden? Vielleicht braucht es an dieser Stelle einen Raum für das Chaos und dann irgendwann einen langen, sanften Blick in die Augen und eine Umarmung.
Erst dann entfaltet das gegenseitige Verstehen seine Macht – begonnen bei „We agree to disagree“. Zunächst sind wir uns mal darüber einig, dass wir uns uneinig sind, um dann gemeinsam – in welcher Weise auch immer – weiterzumachen. Wollen wir Menschen als Partner gewinnen, braucht es, so oft wie möglich, einen wirklichen Dialog. Dabei geht es nicht ums Recht haben. Es geht darum, den anderen kennen zu lernen – voller Neugierde kennen zu lernen.

Wie schön wäre es denn, wenn unsere Kinder als Erwachsene freiwillig nach unserer Meinung fragen würden, weil sie uns als Sparringspartner sehen?

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, wachsen auch die Eltern

Wie selbstverständlich gehen wir davon aus, dass das hormongeladene Kind in der Pubertät seine Worte mit Bedacht wählt. Ist das so? Hat dazu ein Mensch dessen System aktualisiert wird, während es ganz normal weiterlaufen muss, wirklich die Kapazität? Hin und wieder bestimmt. Aber meistens werden die Worte für das, was da in dem jungen Menschen gerade passiert, fehlen und es wird wahllos nach Worten gegriffen.
Die neue Challenge heißt: Ich bleibe bei mir und steige immer mal wieder einfach nicht in das Drama ein. Damit bleibt mir die Fähigkeit hinter den Worten die Beziehung zu fühlen. Vielleicht entsteht so eine Brücke aus dem Nebel.
Das ist eine Aufgabe für Abenteurer und Piraten, denn die See ist rau.

Beate Gerdemann

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