Alles ist still. Sie hört nichts – außer das leise Atmen neben ihr. Alle schlafen. Alle außer ihr. Sie liegt wach. Wie lange schon? Ihre Seele ist so müde aber in ihrem Kopf arbeitet es. Wie ein Torwart springen die Gedanken impulsgesteuert von der einen auf die andere Seite. Hops, hops, hops.

Nur für einen kurzen Moment

– nur für einen kurzen Moment hat sie sie eingeladen und jetzt? Sie wollen nicht mehr gehen. Die Party in ihrem Kopf verselbstständigt sich.
„Wann waren die Kinder eigentlich das letzte Mal beim Zahnarzt?“ „Lass am besten vor der Arbeit noch schnell eine Wäsche laufen.“ „In der Küche solltest du auch mal wieder aufräumen.“ „Und was ist mit den 298 unbeantworteten Emails?“ „Solltest du nicht noch irgendwas für die Arbeit morgen vorbereiten?“ „Wenn du jetzt sowieso wach bist, könntest du doch eigentlich gleich noch bisschen was erledigen.“ Es hört nicht auf.

Es hört nie auf

Hin und wieder verfällt sie für einen Moment der Illusion, dass jetzt alles erledigt ist. Und dann? Dann schlägt ihr die Realität erbarmungslos mitten ins Gesicht. Klatsch!
Die saubere Wäsche wird wieder getragen und landet erneut in der Maschine. Die aufgeräumte Wohnung wird wieder unordentlich. Wenn all´ diese Mails beantwortet sind, kommen neue Anfragen. So geht es immer weiter…
We are born to perform. Are we? Really?

One-Life-Princip vs. Work hard & work out

„Du musst Privates und Arbeit klar voneinander trennen“, haben sie gesagt. „Dann wird es einfacher.“ Aber wie soll das im echten Leben immer gehen? Ist das, was vielleicht für die Generationen vor uns galt, wirklich immer noch für alle aktuell? Für alle lebbar?

Das wirft weitere Fragen auf:
Wo sollte die klare Grenze gezogen werden, wenn man auch nicht berufstätig ist? Gilt Hausarbeit und Erziehungsarbeit mit Instagrammrealitäten im Rücken als privates Vergnügen oder Arbeit?
In Zeiten von Homeoffice und gefühlter Achtfachbelastung verschwimmen die Grenzen bewusst immer mehr.
Wenn sie joggen geht, ist es oft leichter geschäftliche Probleme zu durchdenken. Wenn sie in der Arbeit mit Kolleg:Innen einen Kaffee trinkt, erzählt sie manchmal von ihren Kindern und gewinnt neue Eindrücke. Der häufige Wechsel des Blickwinkels aus unterschiedlichen Rollen schenkt Flexibilität und Freiheit – fordert aber seinen Preis.

Eine neue Disziplin muss etabliert werden. Was erhält man dadurch?
Vielleicht kommt man dem Leben , von dem man weniger Urlaub braucht, einen Schritt näher.
Wenn das gelänge; das wäre der Goldtopf am Fuße des Regenbogens, oder?

Be kind to your mind

Könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Heiligen Gral sein, zu prüfen welche Art der Selbstorganisation ein guter Komplize ist? Wie machen es denn andere? Vielleicht ist es ein mit einer To-do- & Einkaufsliste erweiterter Kalender oder eine App mit verschiedenen Boards oder, oder, oder? Durch die Transparenz minimiert man auf jeden Fall die Anzahl der Cliffhanger – das heißt die Chance etwas wirklich Wichtiges zu vergessen wird kleiner. Das ist schon mal gut: Sicherheit bringt Gelassenheit.

Wir leben in einer Welt der Diversität und der unendlichen Möglichkeiten. Selbsterkenntnis und inneres Wachstum entstehen aber oft vor allem durch Begrenzung und Fokussierung. „Was ist meine Meinung zwischen all den Meinungen?“ „Was ist mein Problem und was das meiner Eltern, das meiner Kinder, das meines Arbeitgebers oder meiner Mitarbeiter?“ Abgrenzung kann zur Klarheit über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse führen. Und diese Klarheit ist die Voraussetzung dafür eigene Prioritäten selbstbewusst und nicht mehr im Autopiloten festzulegen. Das Wichtigste überhaupt ist aber freundlich über sich zu denken, auch wenn etwas schief geht – oder eben genau dann.

„Manchmal können wir eben nicht beide gut aussehen – entweder meine Wohnung oder ich“

, denkt sie erschöpft. Atmet tief aus. Was hatte sie neulich gelesen; wenn einen die Bilder im Kopf nicht ruhen lassen, soll man den Kanal wechseln – quasi einen anderen Sinn aktivieren. Also stellt sie sich vor wie Vanilleeis mit heißen Himbeeren schmeckt. Vielleicht hilft das ja.

Beate Gerdemann

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